„Wenn es uns nach 3 Sekunden nicht gelungen ist, den Adressaten mit einem Werbemittel zu gewinnen, ist er weg – digital wie analog. Ausser, wir sprechen möglichst viele Sinne und damit die richtigen Hirnregionen an.“ So Andreas Spiegel, Geschäftsführer der Druckerei Impress media + print in Egerkingen.
Ein sprechender Werbeprospekt? Das gibt es wirklich! Das Geheimnis dahinter ist nicht etwa ein spezieller Trick oder graphischer Effekt. Vielmehr handelt es sich um „Augmented Reality“ oder kurz AR, aus dem Englischen übersetzt: „erweiterte Realität“. Stichwort „Virtual Storytelling“: Der Werbeprospekt wird dank AR zum Geschichtenerzähler.
Im Trend hin zu crossmedialen Kundenerlebnissen (Customer Experience) bietet diese Form von gedruckter Push-Werbung ein ungeahntes Potential „frischer“ Werbemöglichkeiten. Konsumentinnen und Konsumenten lassen sich (noch) begeistern. Im Moment ist es also noch einfach, WOW-Effekte zu erzeugen,“ so Reto Spiegel, Geschäftsführer der Mosaiq Kommunikationsagentur.
Philipp Wirth im Gespräch mit Andreas und Reto Spiegel
PW: Wie lassen sich WOW-Effekte mit diesen neuen Technologien umsetzen?
RS: Es braucht drei Dinge: Ein Medium, eine App, doch in erster Linie die Story! Menschen lieben Geschichten, Ästhetik, Atmosphäre, Spannung und den Überraschungseffekt. Erst danach kommt die Technik ins Spiel. Viele Marketers machen den Fehler, ihre Aktivitäten hauptsächlich über die technischen Möglichkeiten zu definieren. Selbstverständlich ist es schlussendlich die Technik, die das schier unbegrenzte Potential für Kreativität realisierbar macht und heute auch kleineren Budgets zur Verfügung steht. Aber sie ist und bleibt Mittel zum Zweck
PW: Sind solche Anwendungen nur etwas für grosse Unternehmen?
RS: Das hängt ganz von der Komplexität der Kampagne ab. Grundsätzlich gilt immer: Weniger ist mehr. Ganze Produktreihen aus dem Shop für einen Katalog zu digitalisieren muss nicht sein. Es geht darum, dem Kunden einen Eindruck zu vermitteln, ein einzigartiges Erlebnis zu bieten.
Kleine, einfach umsetzbare AR-Projekte lassen sich bereits ab kleineren vierstelligen Beträgen realisieren und sorgen trotzdem rasch für den gewünschten WOW-Effekt. Videos können mittels Smartphone aufgenommen und in die App integriert werden.
Augmented Reality kurz vorgestellt
360-Grad-Videos, "Virtual Reality" sowie "Augmented Reality" sind neue Technologien, welche sich vielfältig und effektiv für Marken und Werbetreibende einsetzen lassen, um eine hohe Aufmerksamkeit zu erzielen. Quelle: Google
Die AR-Technologie – keine neue Erfindung, sondern aus dem letzten Jahrzehnt – feiert im digitalen Zeitalter und mit zunehmenden Fähigkeiten mobiler Endgeräte gerade eine krasse Renaissance. Für die Erfassung muss auf Mobilgeräten mit Kamera momentan noch eine App installiert werden. Wie beim QR-Code auf dem iPhone, wird inskünftig auch ein AR-Code von der Kamera automatisch erkannt und die Applikation im Hintergrund gestartet; sei es ein Flyer mit multimedialen Werbeeffekten, eine Bedienungsanleitung, die – über ein reales Produkt gelegt – ein Anleitungsvideo startet oder ein Plakat im öffentlichen Raum, welches plötzlich zu sprechen beginnt. Die Möglichkeiten sind so vielfältig wie Kreativität vorhanden.
Gastrounternehmen zeigen Bilder und Spezifikationen ihrer Speisen über einen auf der Menukarte integrierten QR- oder AR-Code auf dem Handy. So erhält der Gast vor der Bestellung einen Eindruck, wie das fertige Gericht auf dem Teller aussehen wird. Tagesempfehlungen können sofort angepasst werden.
Auf Reisen führen virtuelle Touren touristischer Attraktionen auf Flyer, Einkaufstaschen oder Geschenkkarten dem Konsumenten vor Augen, wohin der nächste Tagestripp gehen könnte.
In der Schweiz bisher bekannteste AR-Anwendungen sind ein Geschäftsbericht der Ringier Gruppe sowie ein Verkaufskatalog von Globus. Konsumentinnen und Konsumenten probieren mithilfe ihrer Handys T-Shirts aus dem Katalog in Echtzeit aus. Das Sofa aus dem Katalog wird virtuell direkt ins Wohnzimmer platziert. Die neue Uhr glänzt in 3D-Ansicht am Handgelenk.
Beispiel: Beauty Segment. Hier stehen bereits grosse Veränderungen bevor.
Produkte direkt auszuprobieren ist hilfreich, um Interessierte zu Käufern zu machen. Das gilt insbesondere für Beautymarken. Ab sofort ist das Auftragen von Lippenstift, was früher nur im Shop möglich war, dank Augmented Reality virtuell auf YouTube möglich. Quelle Google
Zurzeit befassen sich Tech-Giganten wie Apple, Facebook, Microsoft, Google, Snapchat und Co. Stark mit der Entwicklung und Verbesserung von VR und AR. Einige Projekte wurden auch schon wieder aufgegeben, da der Markt noch nicht, wie erhofft auf fortgeschrittene VR- und AR-Applikationen reagiert. (Bose 2020)
PURL kurz vorgestellt
Mit sogenannten PURLs lassen sich Personen auf einer Website individuell ansprechen wie in einem adressierten Brief oder elektronischen Newsletter.
Ein PURL funktioniert beispielsweise so: Der Kunde erhält ein physisches Werbemittel wie einen Prospekt oder Flyer. Darauf ist nebst der ansprechenden Werbekampagne ein PURL und ein QR Code aufgedruckt. Der Kunde kann nun entweder den QR-Code abfotografieren bzw. scannen oder den PURL im Browser eintippen. Dadurch gelangt er auf die Ziel-Website, die bereits auf ihn personalisiert ist. So sind beispielsweise bei einem Online-Formular oder -Gewinnspiel bereits alle individuellen Angaben ausgefüllt und müssen nicht mehr eingetippt werden. Der Kunde ist überrascht, weil er auf seine “persönliche“ Seite gelangt und setzt sich mit weitaus grösserer Wahrscheinlichkeit mit der Aktion auseinander. Persönliche Ansprache steigert die Wirkung von Direkt Marketing-Kampagnen nachweislich enorm.
Beitrag Verfasst von
Philipp Wirth
In Zusammenarbeit mit
Reto Spiegel
Mosaiq Kommunikationsagentur
Bühlstrasse 49, 4622 Egerkingen 062 288 44 00