Viele Läden in Schweizer Innenstädten kämpfen ums Überleben. Ein Innosuisse-Projekt der FHS St.Gallen in Partnerschaft mit der Renuo AG, der Stadt St.Gallen, Pro City St.Gallen sowie über 30 St.Galler Innenstadtbetrieben, möchte mittels einer Messenger App die Innenstadt beleben. Mit Text- und Bildnachrichten informiert der «City Messenger» einfach und schnell über aktuelle Einkaufs- und Unterhaltungsangebote in St.Gallen und ermöglicht eine direkte Interaktion der Bevölkerung mit den Betrieben.
Durch den enormen Anstieg des Online Handels, grossflächige Einkaufsangebote an Stadträndern sowie Einkaufstourismus ins Ausland geraten Läden in den Schweizer Innenstädten zunehmend unter Druck. Es kommt zum bekannten «Lädelisterben» und einer Häufung von Leerflächen. «Die Innenstadt ist die Visitenkarte jeder Stadt, hier können wir nicht tatenlos zusehen und haben deshalb vor drei Jahren das Projekt «Zukunft St.Galler Innenstadt» lanciert», sagt Samuel Zuberbühler, Leiter der Standortförderung der Stadt St.Gallen. Durch eine Fülle von Massnahmen soll die Innenstadt belebt werden und dabei spielt auch die Digitalisierung eine zentrale Rolle.
Mittels digitaler Vernetzung soll die Bevölkerung über aktuelle Angebote der städtischen Betriebe einfach und schnell informiert und zum Besuch der Innenstadt motiviert werden. Damit dies gelingt, entwickelte Prof. Sigrid Hofer-Fischer-Fischer vom Kompetenzzentrum Marketing Management an der Fachhochschule St.Gallen (FHS) die Idee des «City Messengers» welcher seit dem 23. Oktober 2019 zum Download zur Verfügung steht.
City Messenger ermöglicht einfache, schnelle und direkte Kommunikation
Der City Messenger ist eine Messenger App, die ähnlich wie die aus dem Privatbereich bekannte Nachrichten App "WhatsApp" funktioniert: Mit dem City Messenger ist ein einfacher, schneller und direkter Informationsaustausch zwischen den Beteiligten möglich; Interessierte und Betriebe werden miteinander digital vernetzt. «Damit ist es zum ersten Mal möglich, mit einer ganzen Stadt über einen einzigen Kommunikationskanal einfach und direkt in Verbindung zu stehen und über Aktuelles schnell informiert zu sein», erklärt Sigrid Hofer-Fischer. Durch die Verwendung des City Messengers erwarten sich die Forscher ein neues Bewusstsein bei den Nutzern, welche Möglichkeiten die Stadt St.Gallen den Bewohnern bietet.
Über die Erhöhung der Identifikation und emotionalen Verbundenheit mit der Stadt soll das sogenannte «City Engagement» gesteigert werden. Darunter versteht man unter anderem den Besuch der Innenstadt, Kaufaktivitäten in innerstädtischen Betrieben oder eine Weiterempfehlung der Innenstadt als attraktiver Lebens- und Wirtschaftsraum. Die teilnehmenden Betriebe profitieren von einer gemeinsamen Nutzerbasis, die sie schnell und einfach über spannende aktuelle Aktionen, Neuheiten, Empfehlungen sowie Anlässe informieren können.
Umgekehrt ist es für interessierte Personen möglich, auf jede Nachricht spontan und unkompliziert zu reagieren und beispielsweise einen Termin zu vereinbaren oder einen Tisch zu reservieren. «Dank dem City Messenger ist die Bevölkerung bestens informiert, was in der Innenstadt läuft. Die Nutzer wissen damit über aktuelle Einkaufs-, Genuss- und Unterhaltungsangebote unmittelbar Bescheid und können darauf reagieren», ergänzt Sigrid Hofer-Fischer.
Breites Interesse von Städtischen Läden und Gastrobetrieben
«Uns war gleich klar, dass wir hier dabei sein wollen, um eine solch spannende und innovative Idee auszuprobieren und damit hoffentlich die Innenstadt zu beleben», meint Ralph Bleuer, von Pro City St.Gallen, der innerstädtische Vereinigung von Unternehmen des Detailhandels, der personen- und unternehmensbezogenen Dienstleistungen sowie des Gewerbes. Erfreulich ist für Bleuer, dass durch die teilnehmenden Betriebe die Kräfte gebündelt werden, wertvolle Synergieeffekte geschaffen werden und so alle Beteiligten von einer Innenstadtbelebung profitieren können. So nehmen im Forschungsprojekt bereits zur Lancierung des City Messengers über 30 Unternehmen teil, darunter eingesessene St.Galler Namen wie Frischknecht Juwelier, Kaffee Baumgartner oder der Bierfalken, aber auch Läden oder Restaurants mit Filialen in St.Gallen, wie zum Beispiel PKZ oder tibits. «Der City Messenger ist eine hervorragende Möglichkeit, mit zahlreichen bestehenden Kunden oder möglicherweise zukünftigen Kunden auf einfache Art und Weise zu kommunizieren» meint Dominic Krähenbühl, Uhrmacher vom Frischknecht Juwelier.
Schweizer Technologie statt Abhängigkeit von Anderen
Beim City Messenger handelt es sich um eine Schweizer Entwicklung. Die Idee und Projektleitung stammt von der FHS St.Gallen, realisiert wurde die benutzerfreundliche Messenger App durch die Renuo AG aus Wallisellen. Ursprünglich war angedacht, die City Messenger-Funktionen in eine bestehende Nachrichten App zu integrieren. Im Projektverlauf stellte sich jedoch heraus, dass damit eine unkalkulierbare Abhängigkeit von ausländischen Anbietern eingegangen werden würde und auch die angestrebten Funktionalitäten nicht wie gewünscht umgesetzt hätten werden können.
«Durch die Eigenentwicklung können wir den City Messenger bestmöglich auf die Kundenwünsche ausrichten und auch in Sachen Datensicherheit gelten Schweizer Standards», erläutert Samuel Steiner, Geschäftsführer der Renuo AG. Dem St.Galler Pilotprojekt können sich jederzeit weitere Betriebe anschliessen. Darüber hinaus ist auch ein Rollout des Pilotprojekts in weitere Städte in der Schweiz und im deutschsprachigen Ausland vorgesehen. «Das Interesse und Potenzial ist riesig, es gab bereits Anfragen von weiteren Städten», so Samuel Steiner.
Der City Messenger kann ab sofort genutzt werden und ist als App im App- und Play-Store oder auf www.citymessenger.ch zum Download verfügbar. Das Projekt wird mitfinanziert durch die Innosuisse.
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