Es braucht weniger Arbeitsplätze – auch für Einwanderer
Weniger Erwerbsarbeit bedeutet weniger Arbeitsplätze. Umso wichtiger ist es, die Arbeit und die Einkommen gerechter zu verteilen, und die freiwillige Teilzeitarbeit und den freiwilligen Ausstieg aus dem Erwerbsleben mit Anreizen in allen Branchen zu fördern, in denen es Arbeitslose gibt.
Wenn die Schweiz insgesamt weniger Arbeitsplätze bietet, hat dies auch Folgen für die Einwanderung. Bereits am 15. Januar kommentierte ich:
«Weniger Erwerbsarbeit bedeutet überdies, dass die Schweiz auf weniger ausländische Arbeitskräfte angewiesen ist. Das bremst die Zuwanderung und das Bevölkerungswachstum, ohne dass die Schweiz Kontingente einführt oder das Bevölkerungswachstum mit einer Vorgabe absoluter Zahlen beschränkt.»
Jetzt stellen auch «Der Bund» und der «Tages-Anzeiger» mit grossen Titeln die Frage, ob der starke Franken die Zuwanderung senkt. In einem Interview erklärt Professor Jan-Egbert Sturm, Leiter der KOF-Konjunkturforschungsstelle an der ETH Zürich, dass ein Eurokurs von 1.10 oder 1.00 Franken die Zuwanderung bremsen würde. Es sei sogar «eine realistische Möglichkeit», dass der erstarkte Franken zur Verwirklichung des Ecopop-Szenarios beitrage. Das würde bedeuten, dass die Netto-Zunahme der Bevölkerung in der Schweiz auf das Niveau der Zuwanderung in den EU-Staaten sinken würde.
Das habe Folgen für den Konsum und das Wachstum in der Schweiz: «Die starke Zuwanderung erhöhte den Konsum und die Bauinvestitionen. Je mehr Leute kamen, umso mehr Impulse gab es. Wenn weniger Leute kommen, werden diese Impulse fehlen.»
Auch Valentin Vogt, Präsident des Arbeitgeberverbands, äussert die Meinung, dass bei einem Eurokurs von unter 1.10 Franken «die Zuwanderung tendenziell zurückgeht». Rudolf Minsch, Chefökonom des Wirtschaftsverbands Economiesuisse erwartet den Rückgang von Zuwanderern «primär bei den Schlecht- und Mittelqualifizierten».
Anderer Ansicht ist SP-Ökonom Rudolf Strahm: Der Lohndruck für Unternehmen der Export- und Tourismusbranche könne «sogar zu mehr Rekrutierungen von günstigen ausländischen Arbeitskräften führen».
Quelle:
Infosperber 21.1.2015